Meine Foto-Leidenschaft bezieht sich normalerweise auf Natur, Landschaft und Tiere.
Aber einmal im Jahr bietet sich ein anderes interessantes Metier: Ich darf ich unser Kolping Theater mit der Kamera begleiten. Dabei ergeben sich viele spannende Momente und Augenblicke, die ich versuche fotografisch einzufangen. Eine kleine Auswahl findet ihr hier.
Die Bilder sind keine gestellten Aufnahmen, keine Studioaufnahmen. Sie sind live während der Generalprobe entstanden. Damit ihr auch einen kleinen Eindruck bekommt, worum es bei dem Theater geht, erfolgt nach den Fotos eine Erklärung.
„Der Mitläufer“
Das Kolpingtheater taucht tief in die Geschichte ein und bleibt trotzdem hochaktuell
Vilshofen. Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen in ganz Europa. Trumps befürchtete Rückkehr. Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine. Als Mitglied der Kolpingbewegung, die für Mitmenschlichkeit, Demokratie, Nächstenliebe, Solidarität und Freundschaft unter den Völkern steht, mag man verzweifeln. Nicht so das Kolpingtheater Vilshofen. Seit über zehn Jahren greifen die Kolpinger ein aktuelles soziales Thema auf und verarbeiten es in einem Theaterstück. In ihrer heurigen Produktion „Der Mitläufer“ erzählen sie die Geschichte von zwei Freunden, von Hans und von Bruno, während der Jahre 1932 bis 1938. Beide spielen leidenschaftlichen Fußball und holen die Niederbayernmeisterschaft in ihre Heimatstadt. Brunos Vater ist der stadtbekannte Gustav Singer, der um die Jahrhundertwende in der Kleinstadt ein namhaftes Modehaus aufgebaut hat. Dass die Singers Juden sind, kümmert lange keinen in der Stadt, gibt sich doch die Prominenz die Klinke der Ladentür in die Hand. Noch während des Spiels um die Niederbayernmeisterschaft 1932 kippt die Stimmung. Das Siegertor schießt ausgerechnet Bruno Singer. Die „jüdische Spielweise“ wird zum Thema, die Situation eskaliert auf der abendlichen Siegesfeier. In den nächsten Jahren, als der Antisemitismus zum festen Regierungsprogramm der Nationalsozialisten gehört, wird die Freundschaft zwischen Hans, der eine Karriere bei der SA macht, und Bruno, der das Modehaus übernehme soll auf eine schwere Probe gestellt. Schließlich kommt der 9. November 1938 – die berüchtigte „Reichspogromnacht“. Nach den ersten Probennachmittagen war die Stimmung oft sehr bedrückt, erinnert sich Autor und Regisseur Andreas Kindermann. Da kam dann auch noch hinzu, dass gegen 18.30 Uhr immer auch die ersten Ergebnisse der Landtagswahlen in Ostdeutschland vorlagen. Und trotzdem will das Kolpingtheater ein Zeichen setzen: ihre Geschichte erzählt von Freundschaft, von Solidarität, vom Heldentum im Kleinen und von dem, was Menschen miteinander verbindet. Dass die Rahmenhandlung ausgerechnet in einem „Second Hand“-Laden spielt, ist kein Zufall, denn nicht zuletzt sind es die guten alten Kolping-Werte, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen wollen. Ist „Der Mitläufer“ eigentlich eine Vilshofener Geschichte? Der Autor sagt ganz eindeutig „Nein“, hat sich aber von verschiedenen Vilshofener Schicksalen für seine Figuren inspirieren lassen. Es ist eine Geschichte, die in jeder Kleinstadt hätte spielen können, eine Geschichte von Mut und Feigheit, von Freundschaft und Hass und der Hoffnung, dass Mitmenschlichkeit am Ende immer ins Ziel führt. Und der Ball? Der wird im Stück kräftig rollen, dafür sorgen schon die vielen jungen Darstellerinnen und Darsteller, die heuer teils zum ersten Mal auf der Kolpingbühne stehen.
Autor des Bühnenstücks: Andreas Kindermann